23/01/2023 – 5 min.
Surfen und sich mit anderen vergleichen
Wer kennt das nicht? Man hatte eigentlich eine gute Session. Dann paddelt eine andere Surferin raus und sie bekommt jede Welle und schneidet tolle Turns ins Wasser. Da kann man sich schnell eingeschüchtert fühlen und anfangen seine Skills zu hinterfragen. Oft unter Frauen ist das ein Phänomen, da es einfach nicht so viele weibliche Surferinnen gibt. Und wenn dann doch mal eine auftaucht wird sie gleich zur Konkurrentin.
Generell wünschen wir uns ja eigentlich ein gemeinschaftlicheres Surfen, würden am liebsten best friends werden wollen, uns gegenseitig unterstützen und von einander lernen. Das ist wohl die Traumvorstellung und oft steht uns unser eigenes Ego da im Weg.

Surfen ist grundsätzlich ein Ego-Sport. Jede*r will die perfekte Welle surfen und sich besser positionieren als die anderen im Wasser. Am meisten Respekt erhält der oder die Surfer*in die am schönsten und/oder radikalsten surft.
Ja, es gibt auch Sessions mit Freunden wo es nicht um Konkurrenz geht sondern mehr um gemeinschaftlich Spaß haben. Dann wird auch viel gelacht, gesprochen, bejubelt usw. Das sind die schönsten Surftage, selbst auch dann, wenn die Bedingungen nicht perfekt sind!
Sobald die Wellen aber richtig gut sind und viele Surfer*innen im Wasser sind steigt auch der Druck und das sich vergleichen.

„Sometimes I have the feeling with more girls in the water the vibe is changing. It’s more chilled and less competitive and aggressive.“
– Alexandra Siebert, Artist + Surfer
Wenn du diesen mind switch nicht hinbekommst, kommen hier unsere ultimativen Tipps wie du aufhören kannst dich mit anderen Surfer*innen im Wasser zu vergleichen:
Deine eigene Ausgangsposition überdenken!
Ist es dir gegenüber fair und logisch dich mit der anderen Person überhaupt zu vergleichen? Du bist wahrscheinlich nicht am Meer groß geworden und hattest vielleicht auch keine Familie, welche dich früh dem Surfen nahe gebracht hat. Vielleicht hatte dein Umfeld anfangs auch gar kein Verständnis für deinen Drang surfen zu lernen und viel Zeit und Geld dafür zu investieren. Du musstest reisen gehen um am Meer zu sein und hattest immer wieder lange Pausen zwischen deinen Surftrips. Dein Start ins Surfer*innen-Leben war also ein ganz anderer als bei der Person mit der du dich jetzt gerade vergleichst. Zwei so unterschiedliche Ausgangssituationen, dass es dir selbst gegenüber nicht mal fair ist diesen Vergleich anzustellen!
Befreie dich vom eigenen Druck!
Versuche nicht diesen hohen Ansprüchen, die du im Moment des Vergleichens an dich selbst stellst, gerecht zu werden.
Was müsstest du alles aufgeben um das zu bekommen, mit dem du dich gerade vergleichst? Tägliches Training, Videoanalysen, raus gehen bei jeden Bedingungen, immer die richtigen Spots finden wo gerade die beste Welle läuft und dorthin kommen. Das ist schon anstrengend genug. Aber erst die Zeit und das Geld was man dafür investieren muss. Da bleibt nicht mehr viel Platz für anderes im Leben.

Kann man gutes surfen messen?
Es gibt nach wie vor keine Einheit normales Surfen zu messen. Es gibt zwar Contests auf denen Punkte vergeben werden. Aber das heißt nicht automatisch, dass der/die Weltranglisten Erste*r von allen der/die Lieblingssurfer*in ist. Surfen ist total subjektiv! Manche mögen eher den loosen Old School Style, andere finden Airs zu springen ist die König*innendisziplin. Was ist aber mit Big Wave Surfen oder die hohe Kunst des Longboardens? All die unterschiedlichen Disziplinen und auch Styles sind nicht einheitlich zu messen. Es kommt auf so vieles an und ist Geschmacksache. Klar, sieht ein radikaler Turn extrem gut aus, aber vielleicht siehst du gerade bei einem schönen lang gezogenen, chilligen Cut Back einfach fantastisch aus. Such dir also deine Schokoladenseite raus und versuche nicht andere zu kopieren. Niemand kann alles perfekt.

Oder doch alles in Frage stellen?
Wenn das alles nicht hilft, ok! Du willst also wirklich das, was die andere Person kann? Frage dich ob du tatsächlich dieses Versprechen und den Einsatz dir gegenüber dafür geben kannst! Du willst andere Dinge dafür aufgeben? Dann ist dein dich vergleichen mit der anderen Person ein Zeichen dafür, was du wirklich willst. Sehe deinen Vergleichsgedanke als etwas Positives an und höre nicht auf den Satz ‚Vergleiche dich nicht mit anderen‘. Erobere dein Ziel! Lerne dich selber kennen und tauche ein! Sich vergleichen ist auch nicht nur etwas schlechtes!
Man lernt beim Surfen nie aus!
Eigentlich sollte man generell schon mal total dankbar sein, diesen tollen Sport der Könige und Königinnen entdeckt zu haben und zu praktizieren. Egal wie man sich im Wasser anstellt. Man sollte nicht frustriert auf andere schauen sondern Spaß am Lernen haben und sich nicht entmutigen lassen, denn beim surfen lernt man nie aus! Und wer weiß, die Leute die wir im Wasser bewundern vergleichen sich bestimmt mit jemandem noch besseren!
Also:
Learn + enjoy the journey of surfing
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Zitat
„I hope to see more supportive, loving, sharing girls in the water soon. I know there are more and more girls surfing now than in the past, but surfing is still a sport dominated by men and I’m often the only girl in the lineup. Sometimes I have the feeling with more girls in the water the vibe is changing. It’s more chilled and less competitive and aggressive. So girls let’s make the lineup a little bit more lovely with our appearance.“
Alexandra Siebert, Künstlerin + Surferin
Ihre Kunst ist inspiriert vom Surfen, Reisen, der Natur und Menschen, nicht zuletzt von ihren eigenen Freunden. Auch das weibliche steht bei ihr oft im Vordergrund.